Trotz heftigen Winds fand das traditionelle Leonhardifest in Inchenhofen statt

Umritt sorgt für Glücksmomente

INCHENHOFEN – Bei sehr stürmischem Wetter fand am vergangenen Sonntag in Inchenhofen der traditionelle Leonhardiritt statt. Deshalb hatte der älteste Umritt dieser Art in Bayern am Nachmittag mit rund 2500 Zuschauern eine vergleichsweise geringe Besucherzahl. 

Vormittags wurde in der Wallfahrtskirche St. Leonhard ein Pontifikalamt mit Bischof Bertram Meier und der musikalischen Umrahmung durch den Kirchenchor mit Orchester unter der Leitung von Tobias Wittmeir gefeiert. 

Der Bischof zelebrierte das Amt mit Inchenhofens Dekan Stefan Gast, dem Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach Michael Menzinger, dem aus Polen angereisten Prälat Janusz Kielbasa und Diakon Ludwig Drexel. 

In seiner Predigt ging der Bischof vor allem auf das Leben und Wirken des heiligen Leonhard ein. Aber auch die Bayerische Staatsregierung nahm er in seine Predigt auf: In deren neuem Koalitionsvertrag kommt das Wort Glück vor. Auch für die Kirche gelte es, Menschen zu helfen, damit sie glücklicher werden. „Die Kirche ist so etwas wie ein Glücks-Ministerium für die Menschen“, sagte der Bischof. 

„Nach der vielen Arbeit Schwere an Leonhardi die Rösser ehre“ – diese alte Bauernregel umschreibt die Tradition des Leonhardiritts. Im Mittelpunkt standen in Inchenhofen die auf Hochglanz gestriegelten und fein herausgeputzten nahezu 200 Rösser, aber auch die prachtvoll geschmückten 18 Motiv- und Truhenwagen, mehrere historische Kutschen, die rund 60 Darsteller und weitere Mitwirkenden. Es war ein eindrucksvolles und farbenfrohes Schauspiel. 

Drei Mal zogen die Trachtengruppen, Musikkapellen und Festwagen mit den „lebenden Bildern“ aus dem Leben des heiligen Leonhard und mit bäuerlichen Motiven durch den Ort sowie um die größte, dem heiligen Leonhard geweihte Kirche. Beim zweiten Umritt wurden die Pferde gesegnet. 

Begonnen hatte der Umzug mit einem festlichen Geläut. Mit dabei war auch Bischof Bertram Meier. Er nahm in der ersten Kutsche mit dem bayerischen Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien sowie Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann, dem Landtagsabgeordneten Peter Tomaschko und Inchenhofens Bürgermeister Toni Schoder Platz. Auch Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange war präsent. 

Auf einem der Motivwagen war der heilige Ulrich zu sehen. Und das nicht ohne Grund: In diesem Jahr feiert das Bistum Augsburg ein Ulrichs-Doppeljubiläum. Vor 1100 Jahren, am 28. Dezember 923, wurde der heilige Ulrich im Augsburger Dom zum Bischof geweiht. Sein Todestag jährte sich heuer zum 1050. Mal. 

Bürgermeister Schoder zeigte sich am Nachmittag stolz auf die Bürger der Markt- und Pfarrgemeinde. Der Stellvertreter des Bayerischen Ministerpräsidenten, Florian Herrmann, verband den Leonhardiritt mit einer christlichen Botschaft: „Es ist wichtig, öffentliche Zeichen zu setzen, und dazu gehören solche Umzüge und Ritte dazu“, sagte Herrmann. Diese zählten zu den christlichen Werten, auf denen „wir alle aufbauen“ und auf denen das gesamte gesellschaftliches Leben basiere, so der Politiker.

Auch heuer war wieder der ganze Ort im Einsatz. Der Zweite Bürgermeister der Marktgemeinde und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Hans Schweizer ist zugleich Vorsitzender des Leonhardikomitees und somit hauptverantwortlich für die Organisation der Großveranstaltung. 

Schweizer pflegt das ganze Jahr über Kontakte, um Pferde für die Festwägen und Kutschen zu organisieren. Diese kommen nicht nur aus und um Inchenhofen, sondern „beispielsweise auch aus Waltenhofen bei Kempten oder aus dem Raum Pfaffenhofen an der Ilm, Dinkelscherben, Dillingen, Freising und Eichstätt“, erklärte Schweizer. 

Der Inchenhofener Leonhardiritt zählt zu den größten Umritten in der Region und gilt als der älteste in Bayern. Er wird alljährlich dem am 6. November nächstliegenden Sonntag durchgeführt. Der Leonhardiritt wurde in „Leahad“ 1457 vom Fürstenfelder Abt Paul Herzmann eingeführt. 

Der heilige Leonhard ist nicht nur der Patron des Viehs und besonders der Pferde, sondern auch der Gefangenen. Die Kette in seiner rechten Hand soll die von ihm erwirkten Befreiungen von Gefangenen symbolisieren. Auch als Viehkette wird sie gedeutet.

Xaver Ostermayr

09.11.2023 - Bistum Augsburg